Jürgen Kuhlmann
Werbung Werbung über alles?
Wer sind die Kunden der Fernsehanstalten? Die Zuschauer, meinen die Zuschauer. I wo. Die Zuschauer sind das Produkt. Für ihre gebannten Blicke zahlt die werbende Wirtschaft. Sie ist der Kunde. Soll er denn, spottet der RTL-Geschäftsführer, Fernsehen für seinesgleichen machen? Seinesgleichen hat keinen Fernseher. Und überhaupt: "Der Wurm muß dem Fisch schmecken und nicht dem Angler" (DIE ZEIT v. 30.10.92, S. 73).
Wenn das Produkt unverschämterweise seinen Marktwert mindert, muß man es mit List zur Vernunft bringen. Fußball z.B. (so derselbe leitende Herr) "sei ein Problem, weil die Spiel- und damit Werbepause vorhersehbar sei, die Zuschauer also gezielt umschalten könnten, ohne einen Teil des Spiels zu versäumen. Neue Regeln seien erforderlich, und in der UEFA denke man schon über Werbepausen im Spiel nach" (FAZ v. 29.04.93, S. 18). Man sieht: Der Kunde ist König. Und für das Produkt gilt: Zickezacke, stillgesessen!
Solche Tele-Frechheiten können Kirchenprofis nachdenklich machen. Auch wir haben ein Programm auszustrahlen, das wichtigste von allen. Geht es uns um das Evangelium und seine Hörer? Oder ist das Hauptziel unser eigener Einschaltungsgrad? Das Wort "Propaganda" ist, kein Zufall, kurialen Ursprungs. Vielleicht hat Paulus auch deshalb seine Sache so gut gemacht, weil er diese Sorge kannte: "daß ich doch nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selber verworfen werde" (1 Kor 9,27)!
Niemand ist unnütz. Er kann mindestens als abschreckendes Beispiel dienen.
Mai 1993
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