Erste Übungen im Umfunktionieren

Zwei Eintragungen [1,2] im Tagebuch meines Münchner Großvaters Hans Kreiner:

Am 9. X. 36 hat Valerie das erste Kind "Jürgen geboren.
Sie war mit diesem hier v. 4. XI – 28. XII. 37. Er war
sehr lustig, aber leider noch gar nicht hosenrein.
Das "Haferl" war für ihn nur Spielzeug, aber
umgekehrt Klavierstuhl nur fürs "Häufel".
Er tanzte gern und übte "Kopfstand.

Am 23. XII. 37 wurde mein 80. Geburtstag gefeiert
bei Anwesenheit sämtl. Familienmitglieder mit
Ausnahme des Zinnowitzer Heinz, der zu dieser Zeit
bei seinem schwer erkrankten Vater ist. ...
... Mittagsmahl im Rolandseck. Dabei hat
Jürgen die erste Weinflasche zerschlagen.

Das Schönste: All dieser Spaß ist überhaupt nicht vorbei! Auf einen wunderbaren Trost für Alternde stoße ich im neuen TABLET [Daniel O'Leary, 28 June 2008, p.11]: "'Wir entwachsen unserer Kindheit nicht. Wir wachsen voller in sie hinein, wenn wir älter werden. Und erst im Himmel werden wir sie ganz und gar besitzen ... Nichts ist so traurig wie auf unserem Sterbebett unsere ungelebten Leben zu bedauern, unsere unerzählten Geschichten, ungesungenen Lieder. Doch in Gottes Extravaganz kann während dieser letzten Zeiten jedes Verlorene - der Traum, die Unschuld, die Melodie - alles wieder hergestellt werden. Und wenn du an einem dieser Sommerabende leise wieder die Stimme deiner Mutter hörst, die dich hereinruft weil es Nacht wird, dann fangen deine Augen zu leuchten an, weil - während das Haus des Himmels immer näher rückt - du es staunend wiedererkennen wirst als das Heim, das du nie verlassen hast."