Jürgen Kuhlmann
Das Haar
"Mensch und Natur" heißt ein Museum im Münchener Schloß Nymphenburg. Von all dem Staunenswerten dort bleibt mir als schärfster Eindruck ein winziger roter Pfeil in Erinnerung. Man sieht ihn (nur wenn man genau hinblickt) auf einem Bild von etwa Backblechgröße, das unsere Milchstraße zeigen soll. Sie gleicht einem gewaltigen Windrad mit vielen Flügeln, in der Mitte rein weiß (weil dort mehr Sterne strahlen), während man nach außen zu, kleiner als Stecknadelköpfe, einzelne Pünktchen unterscheiden kann. Auf eines am Rand eines Flügels deutet jener etwa 1 cm lange Pfeil: das sei unsere Sonne samt ihren Planeten.
Verschwindend winzig erscheint unser Lebensstern in seinem größeren Ganzen; an die hundert Milliarden Sonnen enthält die Milchstraße! Selbst der Pfeil ist kaum zu sehen, obwohl er vielleicht zwanzigmal so groß ist wie unser ganzes Sonnensystem. Wie riesig dieses aber ist, sieht man daneben, wo die Erde wie ein Tischtennisball über der glühend-gewaltigen Sonnenwölbung schwebt. Und dann erfahren wir noch, es gebe im Weltall vielleicht hundert Milliarden Milchstraßen ...
Und dem Schöpfer dieses Universums soll ich wichtig sein? Wie kann der Sinn des Ganzen (wenn es einen gibt) uns arme Winzlinge kennen, lieben? Ist solche Hoffnung mehr als eine rührend absurde Naivität? Meinem Vater, der mich das fragt, reiße ich eins seiner verbliebenen Haare aus: Hast du das Haar gespürt? - Ja. - Siehst du, so ähnlich spürt Gott uns. Wir sind winzig, aber in der winzigsten meiner Zellen lebe doch ich selbst; so will der Schöpfer in jedem Geschöpf sein, in uns Menschen auch als innerlichster Bewußtseinsquell.
Sind wir die einzigen Wissenden im Universum? Oder reckt sich überall im Himmel die große Frage in den Himmel? Für die Bibel war das noch kein Problem, uns ist die Antwort unbekannt. Praktisch ist sie nicht wichtig; denn in beiden Fällen lohnt es sich, unsere Erde zu behüten. Ob Solo- oder Chorstimme im ewigen Konzert, singe Terra weiter ihr Lied. Zu ihm trägt jeder von uns bei. Wie klingt es im Ganzen? Geduld! Nicht mehr lang, und es umbraust dich der Gesang des Alls.
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