Jürgen Kuhlmann
Mein Stern
Ist es wichtig, was der Stern der Drei Könige "in Wirklichkeit" war? Ich finde: nein. Die Sternkundigen stellen astronomische Theorien auf, die Sternkundler astrologische - da ich weder Kometenbahnen berechnen kann noch Horoskope, sind beider Ergebnisse mir herzlich egal.
Und doch feiere ich an seinem Fest den Stern. Nicht aber jene Himmelserscheinung damals, sondern meinen guten Stern heute. Fernrohren ist er unsichtbar, um so heller glänzt er am inneren Himmel und leitet mich.
Arg traurig wäre ohne diesen Stern mein Leben, gleich als fiele ein Raumschiff ziellos durch den kalten Weltraum. Wohl ist der Stern nicht immer zu sehen. Doch vertraue ich: über den Wolken steht er; wenn ich nur geduldig ausschaue, wird er sich einmal wieder zeigen. Aufpassen muß ich, daß ich meinen Stern nicht mit Satelliten, Flugzeugen und anderen Irrlichtern verwechsle.
Und wer sagt mir, daß mein Stern nicht selber bloß ein Super-Irrlicht ist, eine Illusion, geboren aus Ängstlichkeit und Größenwahn? Ist nicht auch ein Hitler dem gefolgt, was er wohl für seinen Stern hielt? "Und der Stern zog vor ihnen her bis da, wo das Kindlein war." Ja, wenn mein Stern mich auch dorthin führt, wo wirkliche Menschen wirklich am Leben sind, dann darf ich ihm glauben. Wenn solches Leben auch mich ergreift und durch mich wieder gemehrt wird, dann bin ich keinem Irrstern gefolgt. Prüfe also, mein Herz, alle Lichter deines Himmels, finde deinen Stern, folge ihm treu -und erschrick nicht, wenn er auch dich nicht in Schlösser geleitet, sondern in einen armseligen Stall.
Januar 1988
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