Jürgen Kuhlmann
Feministische Gedanken
über das Kreuzzeichen
In einem Müttergenesungsheim kommen mancherlei Schicksale zusammen. Viele Frauen dort leiden an Depressionen. Ein Arzt, der in einer katholischen Gegend ein solches Heim leitete, hielt etwas für einen Hauptgrund dieser weiblichen Traurigkeiten: das Kreuzzeichen!
Erstaunlich? Genau besehen nicht. Als kleine Mädchen schon hatten diese Frauen die uralte Formel gelernt: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dreimal: des. Wie auf Erden so im Himmel herrscht also man, der Mann. Die Frau kommt in den irdischen Vorstandsetagen nur selten vor, in der himmlischen überhaupt nicht. Denn Maria ist ein Geschöpf, gehört nicht zur Gottheit.
Gegen diese buchstäblich "absolute Arroganz" der Männergesellschaft hilft eine simple Wahrheit der Grammatik: das hebräische Wort ruach (Geist) ist weiblich! Daraus ließe sich eine hochaktuelle Pfingstmeditation machen. Sprach Jesus vom Heiligen Geist, so hatte er bestimmt kein männliches Wesen vor seinem inneren Auge, eher die wunderbar bergende, belebende, tröstende, unendlich liebevolle SIE.
Ich weiß schon, was manche Herren Theologen jetzt sagen: Gott ist weder Mann noch Frau. Gewiß, antworte ich, aber das Gottesbild der Christenheit ist bislang eindeutig männlich. Und das sollte es nicht bleiben. Wie das Patriarchat gesellschaftlich am Vergehen ist, so auch christlich. Dürfen wir also zuweilen auch "Mutter unser" beten? Wer es sich nicht traut, denkt arg eng von Gott.
Zum Schluß ein Witz. Trifft ein Yankee den anderen: Du, heute nacht habe ich einen Albtraum gehabt. Und zwar von Gott. Stell dir vor: Sie ist schwarz!
April 1984
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