1978, bei einem der ersten Publik-Forum-Treffen, sprach ein Theologie-Assistent der Uni Münster mich auf dieses Buch an, das ihm gut gefallen hatte, und schrieb auch eine Rezension für das neue Blatt.
Die paßte dem Zuständigen nicht, er verfaßte lieber selbst eine relativ verständnislose Besprechung. Deshalb sei die freundliche Würdigung von Dr. Klaus Kiesow, [jetzt Schriftleiter der Zeitschrift Religionsunterricht
an höheren Schulen (rhs)] nunmehr hier veröffentlicht: Der christlich-marxistische Dialog auf hoher Ebene, gegen Ende der sechziger Jahre hoffnungsvoll begonnen, scheint verstummt - zum Schweigen
gebracht von den Hütern der reinen Lehre auf beiden Selten. Sie meinten und meinen, die institutionelle Koexistenz der beiden "Kirchen" nur auf der Basis ideologischer Abgrenzung aushandeln zu dürfen. Am
klarsten scheint für viele diese Grenzlinie in der Gottesfrage gezogen: zwischen atheistischem Marxismus und gottgläubigem Christentum könne es keinen Brückenschlag geben. Die sich hinter solchen
Begriffsbarrieren verschanzen, werden durch dieses Büchlein irritiert sein. Hier werden christliches und atheistisches Denken und - ebenso wichtig - Fühlen konfrontiert und von innen her aufgebrochen auf eine
perspektivische Synthese hin: also kein Entweder - Oder ("Gibt es Gott?" - die Frage ist falsch gestellt), auch kein schwächliches Sowohl - Als auch, das vor der Wahrheitsfrage resigniert, sondern ein
dynamisches Miteinander. Die konträren Standpunkte provozieren sich zur wechselseitigen Vertiefung. Kuhlmann nennt dies in seiner bildhaften Sprache "Stereodenken": erst im gleichzeitigen Gegeneinanderhören
der beiden "Kanäle" geschieht Wahrheit, nicht in ihrer flächigen "Mono"-Addition. Keine der beiden Positionen muß Abstriche machen, keine leichtfertige Versöhnung durch Ausklammern wird erlaubt. Geschickt zieht die Form der Darstellung den Leser in diese Denkbewegung hinein: die Positionen entfalten sich in einem Dialog zwischen fiktiven Partnern, nicht etwa Fachleuten (Kuhlmanns Sprache
verzichtet auf jedes theologische Imponiergehabe), sondern zwei engagierten jungen Leuten und einem befreundeten Theologen. So bieten sich den Einwänden, Zweifeln und Protesten des kritischen Lesers immer neue
Einstiegsmöglichkeiten und Identifikationen. Dies Buch ist für mich das "spannendste" religiöse Buch des letzten Jahres. Klaus Kiesow
Volle Internet-Adresse dieser Seite: http://www.stereo-denken.de/scripta/buch06/buch06.htm
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