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Jahr: drei/vier

Das Geheimnis der vier Jahreszeiten

Ignatius von Loyola berichtet über seine geistliche Anfängerzeit in Manresa, vor mehr als dreißig Jahren: »Er hatte viel Andacht zur Heiligsten Dreifaltigkeit, und so betete er jeden Tag gesondert zu den drei Personen. Und wie er so zur Heiligsten Dreifaltigkeit betete, kam ihm ein Gedanke, wie er vier Gebete zur Dreifaltigkeit machen könne. Aber dieser Gedanke machte ihm wenig oder keine Mühe, als Sache geringer Wichtigkeit« (Selbstbiographie, Nr. 28). Wichtig oder nicht - der Gründer der Jesuiten hat sich diesen kuriosen Gedanken sein ganzes Leben gemerkt.

Für Musiker ist er vielleicht gar nicht kurios. Vierertakt und Dreiertakt sind, aufeinander unrückführbar, die beiden Grundrhythmen. Auch des Menschenlebens überhaupt? Dem Frühling entspricht der Morgen, die Kindheit, das Einatmen, dem Sommer der Mittag, die Jugend, die volle Lunge, dem Herbst der Abend, das Altern, das Ausatmen, dem Winter die Nacht, das Greisenalter, die leere Lunge. Innen im Schema finden sich die drei-einigen Sinnpole.

Außen sind die Werde-Stufen des Geschöpfes eingetragen, vom Nichts zum noch leeren Staunen des Anfangs über das Erwägen neuer Möglichkeiten zum Entschluß jetzt und weiter zu dessen treuer Verwirklichung und am Ende dem Loslassen des Ergebnisses hinein ins verheißene Alles.

Obwohl natürlich auf jeder Stufe alle drei göttlichen Sinnpole je anders in uns wirken, gilt doch zudem auch die besondere Entsprechung, die das Schema zeigt: Im Sommer/am Mittag lebt intensiv das freie, selbstschöpferische Ich, im winterlichen Schneegestöber/nachts verschwindet alles Besondere, läßt sich, staunt über das Große Eins und ahnt den nächsten Anfang: Komm, holder Lenz. Beim Morgen- wie beim Abendgebet hingegen - ebenso wie im Frühling und Herbst des Lebens -wendet unser Herz sich zu seinem göttlichen Du, bittet Dich um den Sinn seines Daseins und trägt es dann vor Dich hin.

Eine Hauptaufgabe der Christen ist es, ihren Dreieinigkeitsglauben als Friedensprinzip selbst zu leben und zu verkünden. Die Gemüter sind (wider einander und je in sich) vom Streit der großen Ideologien zerrissen: Die Religiösen rufen DU zu ihrem Gott, die Unfrommen trotzen ICH und die Esoteriker schwärmen EINS. Wer der Jahreszeiten Geheimnis erfaßt, lebt gesünder im Heil ( = Whole) des ganzen göttlichen Rhythmus.

3. Oktober 1995

 

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